Steffi Gendera, Greeneducation4all

Hintergründe

Die Alpen erstrecken sich vom Golf von Genua bis zur Donau in einem 150 bis 250 Kilometer breiten und 1.200 Kilometer langen Massiv. Mit einer Fläche von circa 200.000 Quadratmetern sind die Alpen das höchste Hochge­birge in Mittel- und Südosteuropa.
Als größter zusammenhängender Naturraum Europas bieten sie Lebensraum für mehr als 13.000 Pflanzen- und 30.000 Tierarten. Einige Pflanzenarten sind sehr spezialisiert und kommen sogar nur in diesem Gebiet vor, wie zum Beispiel der Steinbock oder der Bartgeier. Auch als Naherholungs- und Wintersportgebiet erfreuen sich die Alpen großer Beliebtheit.

Seit 50 Jahren regelt der Alpenplan die Zulässigkeit von Verkehrserschließungen. Er unterteilt den bayerischen Alpenraum in die drei Zonen A, B und C. Während in der Zone A Bauprojekte und touristische Erschließung (z. B. Seilbahnen und Pisten) uneingeschränkt zulässig sind, darf in der Zone B nur unter Berücksichtigung strenger Auflagen gebaut werden. In der strengsten Schutz­zoneC darf mit Ausnahme von Alm- und Forstwegen keine Erschließung stattfinden. So wurde ein Gerüst geschaffen, das eine nachhaltige Entwicklung des bayerischen Alpenraums ermöglicht, unter Berücksichtigung der verschiedenen Interessen von Tourismus, Wirtschaft sowie Natur- und Artenschutz.

In den Lechtaler Alpen. (LBV / Dr. Eberhard Pfeuffer)
Der LBV betreut 38 Steinadlerreviere. (LBV / Gunther Zieger)

Herausforderungen

Die Klimakrise trifft Berggebiete besonders hart, da hier die Sonneneinstrahlung und damit einhergehende Temperaturschwankungen viel extremer sind als in den Tälern. So sind die Temperaturen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Jahresmittel um fast zwei Grad gestiegen. In der Folge schmelzen die Gletscher schneller, das lokale Klima ändert sich und viele Tiere müssen in andere Gebiete ausweichen, wodurch das vorhandene Ökosystem bedroht ist. Ein Temperaturanstieg verschiebt Artareale in höhere Regionen. Für bestimmte Tiere und Pflanzen droht sogar der Totalverlust ihres Lebensraumes.

Hohe Verkehrsbelastung und Massentourismus sind weitere Bedrohungen für die Alpen. Zwar ist der Tourismus wichtig für die Region, er benötigt aber viel Platz, unter anderem für Hotels und neue Skigebiete. Flächen werden zunehmend bebaut und versiegelt und damit wichtiger Lebensraum für heimische Arten zerstört.

Für den Schutz der Bayerischen Alpen hat sich der LBV zwei Hauptziele gesetzt: 

Leistungen und Erfolge

Der LBV und die Alpen

Bayern trägt als einziges Bundesland mit Alpenanteil eine große Verantwortung für diesen weltweit einmaligen Lebensraum mit einer einzigartigen biologischen Vielfalt. Rund ein Drittel der Fläche ist als Natura 2000-Schutzgebiet ausgewiesen. Als bayerischer Naturschutzverband hat der LBV die Aufgabe, die Biodiversität im Alpenraum zu erhalten.

Dabei kümmert sich der LBV intensiv um die Erfassung wissenschaftlicher Daten. Durch das Monitoring vieler Alpenarten, Citizen Science-Projekte oder verschiedene Artenhilfsprogramme kann der LBV Einfluss auf Nutzungsstrategien und die langfristige Entwicklung des Alpenraums nehmen und den dort vorkommenden Arten und Lebensräumen eine Stimme verleihen. Auf Basis wissenschaftlich fundierter Daten können dann konkrete Schutzmaßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden.

Eine LBV-Kernkompetenz ist dabei die Vermittlung zwischen Nutzung und Naturschutz. Der LBV gestaltet im Sektor Tourismus den Bereich Besucherlenkung mit und unterstützt eine extensive, nachhaltige Nutzung der Alpen und Almen.

Angriff auf den Alpenplan und Einsatz mit Erfolg!

Die illegale Änderung der Zonierung am Riedberger Horn (Schutzzone C) im Jahr 2017 durch das bayerische Parlament sorgte für einen großen Aufschrei unter den Naturschutzverbänden. Der LBV reichte Klage ein. Er und andere Naturschutzverbände mobilisierten ihre Ressourcen. Sie demonstrierten unter anderem am
9. November 2017 vor dem Bayerischen Landtag.
Das Riedberger Horn wurde nicht erschlossen und das dort vorkommende, äußerst seltene Birkhuhn gerettet. Neben dem Riedberger Horn im Allgäu blieben in Oberbayern zum Beispiel der Watzmann, die Rotwand, der Hochgern, der Inzeller Kienberg und die Alpspitze bei Garmisch von geplanten Bergbahnerschließungen verschont.

Klassenzimmer Alpen

Der Verband setzt sich auch für die Wissensvermittlung und den Naturschutz-Nachwuchs ein. Das Klassenzimmer Alpen ist ein Biodiversitäts- und BNE-Projekt zwischen dem LBV und Grundschulen in Bayern. Die Schüler*innen erforschen hierbei unter anderem die Artenvielfalt in den verschiedenen Höhenlagen. Das Projekt wird als Teil des Bayerischen Biodiversitätsprogramms 2030 vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) gefördert und von der Regierung von Schwaben fachlich begleitet. 

Artenhilfsprojekt Kiesbrüter

Flussuferläufer und Flussregenpfeifer brüten auf Kiesinseln und an Kiesufern direkt am Boden. Sie sind durch zunehmenden Besucherdruck stark bedroht. Gemeinsam mit örtlichen Behörden und Verbänden lenkt der LBV an den Alpenflüssen Besucherströme, schildert Brutplätze aus und kartiert Bestände. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit schafft Sensibilität für den wichtigen Lebensraum und seine Arten. Das Artenschutzprojekt wird gefördert vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU).

SCHON GEWUSST?

Es gibt nur noch vier Gletscher in den deutschen Alpen: Den Nördlichen Schneeferner auf der Zugspitze, den Höllentalferner im Wettersteingebirge, den Watzmanngletscher und den Blaueisgletscher in den Berchtesgadener Alpen. Dem bislang fünften Gletscher – der Südliche Schneeferner – wurde Ende 2022 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach einem heißen Sommer der Status als Gletscher aberkannt.

LBV | 3.3 Alpen
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