Steffi Gendera, Greeneducation4all

Hintergründe

Brausende Stürme, heftige Hitzewellen, unkontrollierbare Überschwemmungen, schmelzende Gletscher und Erdrutsche: Schon längst sind die Auswirkungen der Klimakrise für uns spürbar. Die Klimazonen verändern sich und so verschieben sich letztlich auch die Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Schon jetzt breiten sich wärmeliebende Vogel- und Insektenarten wie Bienenfresser, Wiedehopf und Gottesanbeterin aufgrund gestiegener Temperaturen weiter nach Norden aus. 

Doch dass Arten vom Klimawandel profitieren, wird eine Seltenheit sein. Es wird viel mehr Verlierer als Gewinner durch die Klimakrise geben. Denn kälteliebende Tiere, wie zum Beispiel das Schneehuhn, werden bald keine Ausweichmöglichkeiten in kühleren Höhen mehr finden. Und Langstreckenzieher unter den Zugvögeln wie der Trauerschnäpper sind in ihrem Bestand bedroht, da sie sich schlechter und langsamer an die Klimaveränderungen anpassen können.

Um den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen, fordert der LBV mehr Bemühungen im Natur- und Klimaschutz. Wenn wir die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzen können, wird das allein in Deutschland ein Drittel unserer Tier- und Pflanzenarten nicht überstehen.

Der LBV macht sich deshalb für einen verstärkten Ausbau der regenerativen Energien stark, der keine negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt zur Folge hat. Der
Naturschutzverband plant die Beteiligung an einer Photovoltaik-Freiflächenanlage, um exemplarisch zu zeigen, wie Maßnahmen des Artenschutzes in solch
einer Anlage umgesetzt werden können. Auch bei der Windkraft tritt der LBV nicht als Gegner, sondern mit dem Ansatz „Es gibt keine schlechte Windkraft, es gibt nur schlechte Standorte“ auf. Der Verband beteiligt sich aktiv an der Weiterentwicklung technischer Lösungen wie automatischen Abschaltvorrichtungen.

Außerdem setzt sich der LBV für die Optimierung und Wiederherstellung natürlicher Kohlenstoffdioxid (CO2)-Speicher ein. Eines der effektivsten Mittel CO2 einzusparen, ist es, Moore und Feuchtwiesen zu schützen und zu erhalten. Denn nasse Moore beherbergen nicht nur seltene Pflanzen und Tiere, sondern speichern mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem. In dem nassen und sauren Milieu lagern Unmengen an organischem Pflanzenmaterial. Werden Moore trockengelegt, kann Sauerstoff eindringen, das Pflanzenmaterial zersetzt sich und die Treibhausgase CO2 und Lachgas (N2O) werden freigesetzt. Trockengelegte Moore verschärfen die Klimakrise.

Herausforderungen

Moore bedecken rund 3 Prozent der weltweiten Landfläche. In 90 Prozent aller Staaten finden sich Moore. Viele von ihnen liegen in den dünn besiedelten Weiten Kanadas, Alaskas und Sibiriens. Riesige Moorflächen auf der ganzen Welt sind bereits zerstört. Aktuell werden sie vor allem in den Tropen abgeholzt und entwässert. Europäische Moore machen rund 12 Prozent der weltweiten Moorflächen aus. Sie wurden bereits ab dem 17. Jahrhundert großflächig zerstört.

Im Jahr 1700 gab es in Deutschland noch 1,4 Millionen Hektar naturnahe Hochmoore. Heute sind es nur noch 14.000 Hektar. Fast alle intakten deutschen Hochmoore liegen in Naturschutzgebieten. Die trockengelegten Moorflächen dienen mittlerweile der Land- und Forstwirtschaft, dem kommerziellen Torfabbau oder mussten infrastrukturellen Baumaßnahmen weichen. Sie setzen immer noch große Mengen an Treibhausgasen frei. In Deutschland wurden viele Moore für Ackerbau und Grünland entwässert: Sie verursachen fast 40 Prozent aller Emissionen der Landwirtschaft. Das größte, landwirtschaftlich genutzte Moorgebiet in Bayern ist das Donaumoos. Der LBV fordert eine flächendeckende Wiedervernässung dieser Region.

Es ist von großer Bedeutung, alle noch bestehenden Moore zu schützen. Sind sie einmal zerstört, können die Auswirkungen auf das Klima und die Biodiversität kaum ausgeglichen werden. Die Klimaziele erfordern eine flächendeckende Wiedervernässung aller Moorgebiete. Neue landwirtschaftliche Nutzungsformen wie die Paludikultur eröffnen eine nachhaltige, produktive Nutzung wiedervernässter Moore (Mooratlas, 2023).

Moorsee im Boehmerwald. (LBV / Marcus Bosch)

Leistungen und Erfolge

Der LBV verfolgt unter anderem die Strategie, jährlich rund 50 Hektar geeignete Moorflächen mithilfe des ARCHE NOAH FONDS anzukaufen und – soweit erforderlich – auf diesen Flächen Maßnahmen zur Wiedervernässung umzusetzen. Wissenschaftliche Untersuchungen (Umweltstiftung Euronatur, 2021) zeigen, dass eine Wiedervernässung von Mooren und der Erhalt des Torfkörpers die Freisetzung von CO2 rasch stoppt bzw. auf ein Minimum reduziert. 

Abgesehen von ihrer wichtigen Rolle als Treibhausgasspeicher beheimaten Moore viele verschiedene, zum Teil hochspezialisierte Arten, wie zum Beispiel das Wald-Wiesenvögelchen, den blauen Moorfrosch oder den Goldregenpfeifer. 

Der LBV macht sich auch politisch für Moore stark, denn Moore haben keine eigene Stimme, aber eine große Wirkung auf unser Klima! Deswegen betreibt der Verband Lobbyarbeit, um eine großangelegte Wiedervernässung wie zum Beispiel des Donaumooses zu erreichen und ein Verbot der intensiven ackerbaulichen Nutzung von Moorstandorten in Bayern durchzusetzen. 

Gärtnern ohne Torf ist keine neue Erfindung sondern altbewährte gärtnerische Praxis. (LBV / C.Brösamle)

Neben dem Schutz, dem Ankauf und der Pflege von Mooren klärt der LBV über das wichtige Thema des torffreien Gärtnerns auf. Denn vielen Hobbygärtner*innen ist nicht bewusst, dass die meisten herkömmlichen Blumenerden zum Großteil aus Torf bestehen. So tragen viele Menschen unbewusst zur Zerstörung von Mooren bei. Im Freizeitgartenbau werden in Deutschland jährlich über 3 Millionen Kubikmeter Torf verbraucht. Ein großer Anteil des verwendeten Torfes kann ohne weiteres durch Komposterden, Rindenhumus, Holz- oder Kokosfasern eingespart werden. Dazu bedarf es nur der bewussten Entscheidung, torffreie Pflanz- und Blumenerde zu kaufen. 

Auf der LBV-Webseite kann man sich ausführlich über das erfolgreiche Gärtnern ohne Torf informieren und im LBV-Naturshop findet man torf­freie Erde für den eigenen Garten oder Balkon.
https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/gaertnern-ohne-torf/

Zusammenhängende naturnahe Lebensräume wie Moore, Feuchtgebiete und die großen Misch- und Laubwälder mit standortgemäßen Baumarten haben neben ihrer hohen CO2-Speicherkapazität eine zusätzliche puffernde Wirkung auf das Klima durch einen mildernden Einfluss bei Hitzewellen und Dürren. Sie sind der beste Garant für das Fortbestehen robuster und artenreicher Lebensräume. Klima- und Artenschutz können nur gemeinsam gelöst werden.

SCHON GEWUSST?  

Es dauert rund 1.000 Jahre bis ein Meter Torf in einem intakten Moor entstanden ist. Er ist zu wertvoll, um als Blumenerde genutzt zu werden, und der Torfabbau zerstört unsere Natur. Beim Kauf von Blumenerde deshalb unbedingt auf die Bezeichnung „torffrei“ achten!

(LBV / Peter Bria)
LBV | 3.2 Klimaschutz
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