Adulter Wanderfalke. (LBV / Marcus Bosch)

Was wäre die ganze Arbeit für den Schutz und Erhalt von Arten, wenn es nicht auch schon einige Erfolge zu verzeichnen gäbe? Und die gibt es!

Noch 1950 war der Wanderfalke mit etwa 900 Brutpaaren in ganz Deutschland verbreitet. 30 Jahre später waren es nur noch 60 Paare! Nur in Süddeutschland war der Wanderfalke damals noch zu beobachten. Und diese letzten überlebenden Paare in Bayern und Baden-Württemberg hatten kaum noch Bruterfolg.

Warum ging die Zahl der Wanderfalken in Deutschland, aber auch in anderen Ländern so drastisch zurück? 

Für den rasanten Niedergang der Wanderfalkenbestände bis in die 1980er Jahre gab es vor allem zwei Gründe: Pestizide und die direkte Verfolgung des Wanderfalken oder Störungen an den Brutplätzen durch Menschen.

Der Wanderfalke zählt als Vogeljäger zu den Spitzenprädatoren der Nahrungskette. Deshalb reichern sich Umweltgifte bei dieser Tierart besonders stark in Körper, Gelegen und in den Jungvögeln an. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts verursachte die daraus resultierende Belastung mit hochgiftigen Pestiziden wie DDT und Lindan eine verringerte Fruchtbarkeit der Altvögel, dünnschalige Eier, erhöhte Embryonalsterblichkeit und die Zunahme nicht lebensfähiger Jungvögel. 

Direkte Verfolgung gab es durch die Falkenzucht und -jagd. Die verbliebenen Gelege und Jungfalken wurden oft illegal ausgehorstet, um – von Hand aufgezogen – mit hohem Gewinn als Beizvögel verkauft zu werden. Außerdem gab und gibt es Taubenzüchter*innen, die Wanderfalken vergiften, weil Tauben zur bevorzugten Beute des Falken zählen. 

Wanderfalke mit Taube als Beute. (LBV / Zdenek Tunka)
Kletternde können Wanderfalken beim Brüten stören. (LBV / Zdenek Tunka)

Unbeabsichtigte Störungen wurden unter anderem durch Kletternde, Wandernde, Forstarbeiten und Wegebau verursacht. 

Zusammen mit den Naturschutzverbänden konnte 1972 ein Verbot von DDT in Deutschland erreicht werden. Auch gesetzliche Auflagen wie das Greifvogelschutzgesetz (1975), das Biotopschutzgesetz (1992) und behördliche Kletter- und Begehungsverbote brachten eine Verbesserung. Sie mussten und müssen immer noch stetig um- und durchgesetzt werden. 

1982 startete der LBV ein bayernweites Artenhilfsprogramm für den Wanderfalken mit dem Ziel, den dramatischen Bestandsrückgang zu stoppen. Seit 1999 führt der LBV das Projekt im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) durch. In aufwändigen Bewachungsaktionen bemühten sich die wenigen Wanderfalkenschützer*innen der ersten Stunde, die letzten Bruten in den Bayerischen Alpen und am Untermain vor Störungen und Nachstellungen zu bewahren.

Dies war der Start für ein landesweites Artenhilfsprogramm, das zur Wiederbesiedlung aller ehemaligen Verbreitungsgebiete des Wanderfalken in Bayern geführt hat. Von dort aus konnten sich die Wanderfalken wieder in ganz Deutschland etablieren. Mehr als 1.000 Freiwillige haben sich seither an Schutzmaßnahmen beteiligt, und der Einsatz war erfolgreich: Der Bestand des Wanderfalken hat sich seit 1982 verzehnfacht.

Bundesweit gibt es heute circa 1.200 Brutpaare. In Bayern ist der Wanderfalke mittlerweile zerstreut verbreitet, man geht von rund 250 Brutpaaren aus. Der LBV und viele LBV-Aktive sind an diesem Erfolg maßgeblich mitbeteiligt.

Zwei Wanderfalken-Jungvögel.  (LBV / Wolfgang Lorenz)

Sind die Gefahren heute gebannt?

Die kritischsten Umweltgifte DDT und Lindan sind längst verboten und die erfolgreiche Nachzucht von Beizvögeln in Gefangenschaft hat auch Aushorstungen für falknerische Zwecke zur Ausnahme gemacht.

Nach wie vor aber fallen Bruten und Altvögel illegaler Nachstellung durch Taubenzüchter zum Opfer. Zudem konkurriert der Felsbrüter Wanderfalke mit einer wachsenden Zahl an Sportkletternden um die Nutzung der Felswände. Durch die erfolgreiche Kooperation mit Kletterverbänden sind diese Konflikte jedoch vielerorts durch Besucherlenkung entschärft worden und die Störungen des Brutgeschehens durch Kletternde zur Ausnahme geworden.

Solche Maßnahmen sind zeitintensiv und erfordern eine intensive Betreuung. Dies ist in Zeiten sinkender öffentlicher Fördergelder immer schwerer zu bewerkstelligen. Gebietsbetreuer*innen und Ranger*innen kümmern sich in ausgewählten Bereichen um die Natur und darin vorkommende Arten, sehen sich aber konfrontiert mit einem steigenden Besucherdruck und uneinsichtigen Naherholungssuchenden.

SCHON GEWUSST?

Als der Wanderfalke 1971 zum ersten Vogel des Jahres gewählt wurde, war er bereits fast ausgerottet.

Bei der Jagd im Sturzflug kann der Wanderfalke Geschwindigkeiten von weit über 300 Kilometer pro Stunde erreichen und ist damit das schnellste Tier der Welt.

Auch der jetzige LBV-Geschäftsführer Alf Pille hat damals bei der nächtlichen Bewachung von Wanderfalkengelegen mitgeholfen. So ist er auf den LBV aufmerksam geworden und hat danach seinen Zivildienst beim LBV in Bayern absolviert.

LBV | 2.2 Mutmacher Wanderfalke
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