Die Krisenintervention geht mit viel Einfühlungsvermögen auf Betroffene zu. Foto: Jan Dommel

Hintergründe

Nicht immer kann der herbeigerufene Rettungsdienst helfen, nicht immer können Notärzte und Notärztinnen Leben retten. Zurück bleiben dann Angehörige oder Freunde mit bis dahin ungekannten Gefühlen von Schmerz und Trauer. Noch schwerer wird es, wenn der Tod unerwartet kommt – beispielsweise im Straßenverkehr – oder wenn Eltern den plötzlichen Kindstod ihres Säuglings erleben müssen. Auch Zeugen von Unfällen oder Menschen, die Erste Hilfe geleistet haben, können seelisch betroffen sein. In diesen Fällen wird das Kriseninterventionsteam der Johanniter von der Integrierten Leitstelle angefordert, um Betroffenen beizustehen und zu helfen, diese teils traumatischen Ereignisse zu verarbeiten. Einsatzorte des Teams sind entweder direkt vor Ort eines Unfalls, um Betroffene zu betreuen, oder bei Angehörigen zu Hause, wenn ein Todesfall dort eingetreten ist oder sie eine überraschende Todesnachricht erhalten. 

Voraussetzungen für die Arbeit in der Krisenintervention

Die Krisenintervention ist eine anspruchsvolle Aufgabe und erfordert ein hohes Maß an Empathie und Fingerspitzengefühl. Die Ehrenamtlichen, die in diesem Dienst tätig sind, werden daher mit besonderer Sorgfalt ausgewählt. Persönliche Voraussetzungen für die Arbeit in der Krisenintervention sind:

  • Teamfähigkeit
  • soziale Kompetenz
  • Offenheit und Achtung anderer Weltanschauungen und Glaubenswerten
  • persönliche Reife
  • Fähigkeit zur Selbst- und Fremdwahrnehmung
  • Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift
  • Vollendung des 23. Lebensjahres
  • physische und psychische Belastbarkeit. 
Illustration: S.Gendera

Ausbildung 

Um die künftigen Einsatzkräfte auf die Arbeit in der Krisenintervention vorzubereiten, durchlaufen sie zunächst eine Grundausbildung aus Theorie und Praxis, die oft in Zusammenarbeit mit der evangelischen Notfallseelsorge angeboten wird. 

Der Theorieteil umfasst 80 Unterrichtseinheiten, in denen die Mitarbeitenden unter anderem die Grundlagen der Psychotraumatologie, Stresstheorie, Kultur und Religion, Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie, Grundlagen zur Kommunikationstheorie, Struktur einer Intervention, Ansprache besondere Zielgruppen (Kinder, Jugendliche etc.), Psychohygiene, Recht und Verwaltung kennenlernen. 

Der Praxisteil beinhaltet Einsatzübungen, oft in Zusammenarbeit mit anderen Einheiten des Bevölkerungsschutzes wie zum Beispiel der Rettungshundestaffel. Im Anschluss an die theoretische Ausbildung folgt das Einsatzpraktikum. Hier werden die Fertigkeiten, die in der Grundausbildung erworben wurden, im Einsatz Schritt für Schritt und in Begleitung einer erfahrenen Praxisanleitung in die Tat umgesetzt. So können die angehenden Einsatzkräfte auch sich selber prüfen und sehen, ob sie in der Lage sind, Menschen in akuten Krisensituationen zu unterstützen.

Das Kriseninterventionsteam steht Betroffenen in schwierigen Lebenssituationen zur Seite. Foto: Jan Dommel
Illustration: S.Gendera
Johanniter | 3.4 Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), Krisenintervention
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