Im Wald wird oft nach vermissten Personen gesucht. Foto: Jim Rakete

Hintergründe

Im Gegensatz zum Menschen haben Hunde den deutlich besseren Geruchssinn. Während Menschen über ca. fünf Millionen Riechzellen verfügen, verfügt ein Schäferhund über 220 Millionen Riechzellen. Diesen hervorragenden Geruchssinn machen Menschen sich bereits seit vielen Jahren in den unterschiedlichsten Bereichen, wie zum Beispiel der Suche nach Vermissten, zunutze. Hierbei werden speziell ausgebildete Hunde eingesetzt, die durch ihren feinen Geruchssinn und einer besseren Beweglichkeit auch auf unzugänglichem Terrain, unabhängig von Tageszeit und Wetter, deutlich schneller Erfolge erzielen als der Mensch und so Leben retten können.

Einsatzbereiche

Die Johanniter-Rettungshunde werden hauptsächlich für die Flächensuche, als Mantrailer oder für die Trümmersuche ausgebildet und eingesetzt. 

Flächensuche und Mantrailer
Bei der Flächensuche werden großflächige, oft unzugängliche Gebiete wie Felder, Wälder, Wiesen oder auch Industrieanlagen abgesucht. Hierbei sucht der Hund das Gebiet selbstständig und ohne Leine nach menschlicher Witterung ab. Sobald der Hund diese wahrgenommen hat, verfolgt er ihre Herkunft und gelangt so bis unmittelbar zur Person. Hat er sie gefunden, signalisiert er dies der Hundeführerin oder dem Hundeführer auf unmissverständliche Art und Weise, zum Beispiel durch Bellen. 

Mantrailer oder Personenspürhunde hingegen werden vor allem in urbanen Gegenden eingesetzt. Der Mantrailer verfolgt den Individualgeruch einer bestimmten Person anhand eines persönlichen Gegenstandes, in der Regel eines Kleidungsstücks. Im Gegensatz zur Flächensuche ist der Hund beim Mantrailing angeleint. 
Typische Einsätze für die Flächensuche-Hunde oder die Mantrailer sind die Suche nach dementen oder kranken Personen, die verwirrt oder ohne Medikamente unterwegs sind, Kindern, die sich beim Spielen verlaufen haben, verletzten Sporttreibenden, die sich nicht mehr bewegen können, Unfallopfern, die sich unter Schock vom Unfallort entfernt haben, oder auch suizidgefährdeten Menschen.

Trümmersuche
Die Trümmersuche ist ebenfalls eine schwierige Aufgabe für Rettungshunde, da sie neben unsicherem Untergrund zusätzlich zwischen den unterschiedlichsten Gerüchen unterscheiden und Geräusche ausblenden müssen. Die Hunde arbeiten auch hier ohne Leine, je nach Trümmerbeschaffenheit und Zugänglichkeit für die Retter*innen wird ein erstes Anzeigen, das ausschließlich durch Bellen erfolgt, mit einem zweiten Hund bestätigt, bevor mit der Bergung begonnen wird. Typische Einsätze hierfür sind die Suche in eingestürzten Gebäuden, ob durch ein Erdbeben oder eine Gasexplosion, aber auch die Suche bei Flugzeugabstürzen.

Lagebesprechung vor dem Einsatz, Foto: Johanniter
Die Trümmersuche ist eine große Herausforderung für die Hunde. Foto: Johanniter

Ausbildung

Voraussetzungen für die Ausbildung als Rettungshund
Um Teil der Rettungshundestaffel werden zu können, müssen Hund und hundeführende Person eine sehr gute Beziehung zueinander haben, körperlich fit sein und viel Zeit mitbringen. Zudem sollte der Hund zu Beginn seiner Karriere nicht älter als zwei Jahre sein. Grundsätzlich sind alle mittelgroßen Hunderassen und auch Mischlinge als
Rettungshund geeignet, sofern sie lernbereit und sozial umgänglich sind. 
Hundeführer*innen sollten Teamplayer sein, denn Rettungshundearbeit ist nichts für Einzelgänger. Das verlässliche Arbeiten im Team ist Grundstein für den Einsatzerfolg.

Ausbildung und Training
Erfüllen Hund und hundeführende Person die oben genannten Voraussetzungen und absolvieren erfolgreich einen Eignungstest, steht der zwei- bis dreijährigen Ausbildung in der entsprechenden Sparte nichts mehr im Wege. Inhalte sind die Ausbildung als Johanniter-Helfer*in und Katastrophenschützer*in. Denn im Ernstfall sind auch die Hundeführer*innen gefragte Einsatzkräfte. Weiterhin steht die Erste Hilfe am Menschen und am Tier, die Verhaltenslehre von Hunden, Nasenarbeit und Einsatztaktik mit Karte und Kompass auf dem Ausbildungsplan. Ebenso werden die Funkausbildung und der Umgang mit belastenden Einsätzen geschult. Die Ausbildung wird mit einer Prüfung vor unabhängigen Prüfenden in fremden Geländen abgeschlossen, bei dem die Fitness, die Nasenarbeit und die Stressresistenz geprüft werden. Die Hunde müssen auch in stressigen Situationen fähig sein, ruhig und konzentriert weiterzuarbeiten. Hund und hundeführende Person müssen regelmäßig miteinander trainieren und alle 24 Monate erneut eine Wiederholungsprüfung ablegen, um sicherzustellen, dass sie weiterhin einsatzfähig sind. 

Versorgung der Verletzung eines Hundes, Foto: S.Schimpf
Rettungshundestaffel Hessen-Mitte, Foto: S.Schimpf

Finanzierung

Die Rettungshundestaffel lebt vom ehrenamtlichen Engagement und wird durch Spenden, Förderbeiträge und Veranstaltungsauftritte der Rettungshundestaffel finanziert. 

Die Kosten für eine Rettungshundeausbildung lassen sich nur schwer beziffern, da die „Arbeitszeit“ ehrenamtlich gestellt wird und auch die Ausbildenden keinerlei Aufwandsentschädigung erhalten, aber einige Eckdaten sind:

  • 500–600 Stunden Arbeit mit dem Hund und in der Staffel pro Jahr. Dies entspricht einer Arbeitszeit bei Vollbeschäftigung von ungefähr drei bis vier Monaten.
  • Die Kosten einer Hundeführerschutzausrüstung (PSA) und spezifischem Zubehör (Kompass, GPS-Gerät, BOS-Funkgerät, Kenndecke etc.) liegen bei ca. 2.000 Euro.
  • Das Rettungshundeeinsatzfahrzeug mit tiergerechten Boxen und Einsatzausstattung kostet ca. 60.000bis 70.000 Euro.
  • Die laufenden Kosten einer mittelgroßen Staffel (10– 15 Hundeführer*innen) für Ausbildungen, Prüfungen, Übungs- und Einsatzfahrten, Material summieren sich auf ca. 8.000bis 10.000 Euro pro Jahr.

Leistungen und Erfolge

Bundesweit unterhalten die Johanniter 40 Rettungshundestaffeln. Eine etablierte Rettungshundestaffel wird zu ca. 15bis 25 Einsätzen pro Jahr gerufen.

Illustration: S.Gendera
Johanniter | 3.3 Rettungshundestaffel
Markiert in: