Deichbrand Festival, Foto: Anette Tanheiser

Hintergründe

Veranstaltungen ab einer gewissen Größe können Gefahren mit sich bringen. Laut dem Gesetz ist der Veranstalter verantwortlich, für die Sicherheit der Besucher*innen  auf seiner Veranstaltung zu sorgen, indem er ein Sicherheitskonzept aufstellt und dieses umsetzt. Ab 5.000 Personen muss dies in Zusammenarbeit mit den dafür zuständigen Behörden, der Polizei, der Feuerwehr und den örtlichen Rettungsdiensten geschehen. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die medizinische Versorgung vor Ort: Ein Sanitätsdienst zur Erstversorgung vor Ort ist notwendig, um im Notfall kostbare Zeit zu sparen, bis der Rettungsdienst vor Ort eintrifft. Veranstalter können diese wichtige Aufgabe einem geeigneten Dienstleister wie den Johannitern übertragen. 

Der Johanniter-Sanitätsdienst übernimmt bei Veranstaltungen durch mobile Einsatzteams oder in stationären Unfallhilfsstellen die erste medizinische Versorgung direkt vor Ort. Beim Sanitätsdienst der Johanniter engagieren sich neben den vielen hauptamtlichen Kräften wie notärztlichem Fachpersonal und Rettungssanitäter*innen auch viele ehrenamtlich Helfende. Die Anzahl der benötigten Mitarbeitenden hängt von unterschiedlichen Faktoren wie der Besucherzahl, dem Veranstaltungsort und der Gefahreneignung ab. Neben dem klassischen Sanitätsdienst bieten die Johanniter auch spezifische Dienste an. Veranstaltungen mit sportlichem Hintergrund haben andere Ansprüche als zum Beispiel Musikfestivals. Die so genannten Rocker-Retter des Johanniter-Sanitätsdiensts sind auf großen Musikveranstaltungen wie der Olympiahalle in München, dem Deichbrand-Festival, Rock im Park und dem Southside Festival im Einsatz, um die Besucher*innen zu versorgen.

Finanzierung

Die Kosten für die Veranstaltungssicherheit werden vom Veranstalter getragen.

Herausforderungen

Die größte Herausforderung ist die Helfergewinnung, da der Dienst nur mit ehrenamtlich Helfenden kostendeckend betrieben werden kann.

Foto: Aleksej Obogrelov

Leistungen und Erfolge

Rock im Park
Über 125 Johanniter sind pro Tag im Einsatz, um gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen die zahlreichen Bands und über 70.200 Besuchende zu betreuen. Die Ehrenamtlichen leisten zusammen über 5.000 Helferstunden. Aus ganz Bayern und dem Bundesgebiet reisen Helfende zur Unterstützung nach Nürnberg. Während des dreitägigen Musikfestivals kümmern sie sich in der Regel um mehr als 900 Patient*innen. Um die Verpflegung der Helfenden kümmert sich ein eigenes Team. Johanniterinnen und Johanniter verarbeiten dabei unter anderem 1.500 Brötchen, 40 kg Brot, 70 kg Wurstaufschnitt, 75 kg Spätzle, 160 kg Obst und 300 kg Gemüse. Pro Mahlzeit wurden 2.500 Essen zubereitet und ausgegeben. Auch 350 Liter Kaffee und 60 kg Speiseeis ließen sich die Einsatzkräfte schmecken.

Southside Festival
Das dreitägige Southside Festival im Landkreis Tuttlingen wird von bis zu 60.000 Feiernden besucht und seit 2006 von den Johannitern mit über 500 freiwilligen Helfenden versorgt. Neben den Helfenden der Johanniter sind auch Helfende anderer befreundeter Hilfsorganisationen und das THW im Einsatz. Auch hier haben die Johanniter sechs bis acht feste Unfallhilfsstellen aufgestellt und haben zusätzliche mobile Teams auf dem Gelände im Einsatz. Im Schnitt gehen die Johanniter von 2.500 Einsätzen vor Ort aus. Im Jahr 2019 hatten die Johanniter 2600 Einsätze vor Ort, davon wurden 165 in ein Krankenhaus weitertransportiert. Zu den typischen Verletzungen zählen Hitzschlag, Dehydration und kleinere Verletzungen.

JOIN Volunteer Swap
Ehrenamtliche Johanniter haben mit dem interkulturellen Austauschprogramm „JOIN Volunteer Swap“ die Möglichkeit, Johanniter-Organisationen im Ausland zu unterstützen. 2019 konnten so 101 Ehrenamtliche der Johanniter aus Deutschland, England, Nordirland, Polen, Estland, Österreich und Schweden bei großen Sanitätsdiensten in anderen Ländern mithelfen. Die Freiwilligen haben unter anderem beim London Marathon in England, dem Rantamaraton in Finnland, dem Tennisturnier in Wimbledon und bei den Feierlichkeiten zum österreichischen Nationalfeiertag in Wien mitgeholfen. Der größte „JOIN Volunteer Swap“ fand erneut beim Berliner Marathon statt, neben den deutschen Freiwilligen haben 34 freiwillige Johanniter aus anderen Ländern geholfen, den Sanitätsdienst für knapp 47.000 Läufer*innen zu gewährleisten. 

Deichbrand Festival
Das fünftägige Deichbrand Festival lockt jährlich über 50.000 Musikfans an die Nordsee. Der Johanniter-Sanitätsdienst sichert das Festival bereits seit 2014 unter dem Motto „Ihr rockt. Wir retten!“ ab. Über 650 ehrenamtlich Helfende sind vor Ort, um die Versorgung im Notfall zu ermöglichen. Die Johanniter haben acht feste Unfallhilfsstellen aufgestellt und sind zusätzlich mit mobilen Teams auf dem Gelände unterwegs, um überall schnell agieren zu können. Zusätzlich wurde eine Hotline eingerichtet, unter der man die Johanniter vor Ort erreichen kann. 2018 haben die Helfenden in den fünf Tagen ca. 4.000 Mal bei unterschiedlichen Verletzungen, Atembeschwerden und alkoholbedingten Problemen geholfen.

„Rocker-Retter“ beim Einsatz auf einem Festival, Foto: Stefan Simonsen
Foto: Stefan Simonsen

Schon gewusst?

An vielen Orten verleihen die Johanniter Hüpfburgen in Form von Rettungswagen oder Helikoptern.

Illustration: S.Gendera
Johanniter | 3.2 Veranstaltungssicherheit
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