Katastrophenschutz-Übung, Foto: Sebastian Spaethe

Hintergründe

Jeder Staat ist selbst dafür verantwortlich, die Sicherheit seiner Bevölkerung zu garantieren. Da es viele Überschneidungen im Zivil- und Katastrophenschutz gibt, wurden die beiden Bereiche durch das Gesetz zur Neuordnung des Zivilschutzes aus dem Jahre 1997 unter dem Begriff Bevölkerungsschutz zusammengefasst. 

Der Bevölkerungsschutz umfasst alle Arten von Gefährdungen der Bevölkerung, wie Naturkatastrophen, Terroranschläge, Krieg, Erkrankungen (wie z. B. die Corona-Virus-Pandemie) und Unfälle. In Deutschland sind Bund und Länder gemeinsam für diese Aufgabe verantwortlich. Die Zuständigkeiten sind im Grundgesetz geregelt. 

Viele Aufgaben des Katastrophenschutzes wurden an öffentliche und private Hilfsorganisationen wie die Johanniter übertragen, um die kommunalen Feuerwehren und das THW bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen. Die Johanniter haben ihren Schwerpunkt beim Zivil- und Katastrophenschutz in der medizinischen und psychischen Betreuung der Betroffenen und unterstützen Polizei und Feuerwehr mit Einsatzkräften und Materialien. Neben der medizinischen und psychischen Betreuung haben die Johanniter auch Sondereinheiten wie die Rettungshundestaffel und die Motorradstaffel. Die vielen verschiedenen Einheiten des Johanniter-Bevölkerungsschutzes sind hochspezialisiert und schnell einsatzbereit. 

Um im Ernstfall einsatzbereit zu sein, trainieren die Katastrophenschutzeinheiten regelmäßig und werden auch in Normalfällen wie zum Beispiel bei Großveranstaltungen eingesetzt. Dadurch sind die Einheiten routiniert und immer einsatzfähig. Viele der Mitarbeitenden, die im Katastrophen­schutz eingesetzt werden, arbeiten zudem auch ehrenamtlich im Rettungsdienst.

Foto: Aleksej Obogrelov

Finanzierung

Die Bundesländer und das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat unterstützen die Johanniter finanziell bei dieser Aufgabe. Konkret werden vom Bund Kosten für die Unterbringung und Wartung der Fahrzeuge des Bundes sowie anteilige Ausbildungskosten der auf Fahrzeugen des Bundes eingesetzten Helfenden mit pauschalen Beträgen erstattet. Die Länder erstatten unterschiedlich. In Bayern stellt der Freistaat Fahrzeuge für den Katastrophenschutz. Unterbringung, Wartung und Schulung werden voll von den Johannitern getragen. Da die von Bund und Freistaat gestellten Fahrzeuge/Einheiten aber nicht ausreichen, um einen flächendeckenden Schutz zu gewährleisten, schafft die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. aus Eigenmitteln und Spenden weitere Fahrzeuge an. Konkret sind 2/3 der Johanniter-Einheiten in Bayern eigenbeschafft und eigenfinanziert. 

Herausforderungen

Die schwierigste und wichtigste Herausforderung ist die der Nachwuchsgewinnung, die von vielen externen Faktoren beeinflusst wird. Dazu gehören unter anderem die Landflucht, der demografische Wandel und die verdichtete Lern- und Arbeitswelt, die dazu beiträgt, dass junge Menschen immer weniger Freizeit zur Verfügung haben, in der sie sich ehrenamtlich engagieren könnten. Laut Markus Bauer, dem Sachgebietsleiter des Bevölkerungsschutzes der Johanniter in München, ist eine weitere Herausforderung das wachsende Misstrauen gegenüber ehrenamtlichen Helfern des freiwilligen Katastrophenschutzes. Laut Bauer wird oft nachgehakt, ob der freiwillige Katastrophenschutz überhaupt alles Erforderliche für den Ernstfall leisten könne. Auch der Klimawandel stellt den Bevölkerungsschutz der Johanniter immer wieder vor neue Herausforderungen. So haben in den letzten Jahren klimabedingte Ereignisse, wie starke Schneefälle oder Überschwemmungen, immer mehr zugenommen.

Einsatzfahrzeuge während der Schneekatastrophe 2019, Foto: Joahnniter

Leistungen und Erfolge

Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) München 2016
Im Sommer 2016 versetzte ein 18-Jähriger die Stadt München in Angst und Schrecken, als er um sich schoss und so neun Menschen und letztendlich sich selbst umbrachte. Bundesweit wurde von einem möglichen terroristischen Anschlag berichtet, die sozialen Medien überschlugen sich, ganz München befand sich im Ausnahmezustand. Die Stadt und die Polizei reagierten schnell, der öffentliche Nahverkehr wurde stillgelegt und die Bürger*innen wurden aufgefordert, nach Hause zu gehen und dort zu bleiben. Bei dem Amoklauf waren 300 Einsatzkräfte des Johanniter-Bevölkerungsschutzes im Einsatz, um gemeinsam mit anderen Organisationen die Polizei zu unterstützen. Da bis zuletzt nicht sicher war, ob es sich nicht doch um einen terroristischen Anschlag handelt und evtl. weitere Anschläge an anderen Orten verübt werden, standen die Johanniter an mehreren Orten in München in aktiver Bereitstellung, um sofort zur potenziellen Einsatzstelle auszurücken. Zudem waren die Johanniter auch in der Einsatzleitung des Gesamteinsatzes eingebunden. Sie stellten zum Beispiel den Einsatzleiter für den Rettungsdienst und einen Helfer für die Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung.

Schneekatastrophe 2019 in Bayern und Österreich
Im Januar 2019 kam es zu mehrtägigen, intensiven Schneefällen in Bayern und Österreich – teilweise lagen bis zu 240 cm Schnee. Häuser waren eingeschneit, Dächer mussten wegen Einsturzgefahr vom Schnee befreit und Straßen geräumt werden. Das Gebiet von Garmisch-Patenkirchen bis zum Berchtesgadener Land befand sich tagelang im Katastrophenfall. Auch hier waren die Johanniter schnell zur Stelle, um zu helfen und so Schlimmeres zu verhindern. Circa 100 Einsatzkräfte kümmerten sich um die Versorgung und Verpflegung der Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bundeswehr und THW. 

Die Corona-Virus-Pandemie 2020
Das Frühjahr 2020 hielt mit dem Beginn der Corona-Virus-Pandemie eine enorme Herausforderung für alle Menschen weltweit bereit. Regierungen und Hilfsorganisationen standen vor einer Mammutaufgabe. Die Johanniter reagierten schnell und haben bestehende Leistungen wie den Menüservice, ambulante Pflegedienste oder auch den Hausnotruf um die bestehenden Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen im In- und Ausland angepasst und neue Hilfsangebote gestartet. Eines davon ist das Zuhörtelefon: Jeder, insbesondere aber Menschen aus Risikogruppen, die sich durch die Kontaktbeschränkungen einsam fühlen oder sich einfach unterhalten möchten, kann die kostenfreie Hotline nutzen. Zudem bieten die Johanniter verschiedene kostenlose Online-Pflegekurse für Angehörige an, um Angehörige zu unterstützen. Bei der bundesweiten Antikörper-Studie des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Reutlingen agieren die Johanniter als logistischer Partner und betreiben ein Testcenter, in dem sie Blutproben der ausgewählten Probanden nehmen. Zudem betreiben die Johanniter Test-Drive-In Schalter, bei denen Autofahrer auf das Virus getestet werden, bieten Einkaufshilfen an und unterstützen unsere Gesundheitsbehörden mit Personal und Ausstattung.

Garbsen – in Notfällen sind die Johanniter immer da, auch während der Corona-Virus-Pandemie. Foto: Stefan Simonsen
110 Verletzte wurden von den Einsatzkräften der Johanniter bei dieser Großübung in Unterföhring aus einem verrauchten S-Bahn-Tunnel evakuiert. Foto: Joahnniter

Schon gewusst?

  • Die Johanniter unterhalten 194 Einheiten für den Katastrophenschutz, in denen sich über 6.000 Ehrenamtliche engagieren.
  • Dem Bevölkerungsschutz stehen 364 besondere Einheiten, davon 40 Rettungshundestaffeln, zur Verfügung.
Illustration: S.Gendera
Johanniter | 3.1 Zivil- und Katastrophenschutz
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