NABU / H. May

Hintergrund

  • Mit dem Ende der letzten Eiszeit vor 11.000 Jahren entwickelten sich in Deutschland die Moore. Ursprünglich bedeckten sie mit 1,5 Mio. Hektar
    ca. 4,2 Prozent der Landfläche.
  • Man unterscheidet hier zwischen den ausschließlich durch Regenwasser gespeisten Hochmooren und den zusätzlich von Grundwasser gespeisten Nieder- und Zwischenmooren.
  • Moore speichern nicht nur Kohlenstoff, sondern binden zusätzliches CO² durch weiteres Wachstum, wenn sie intakt sind. Moore sind die effizientesten Ökosysteme
    in Sachen Kohlenstoffspeicherung.

Gefahren und Herausforderungen

  • Heute sind sie zu 95 Prozent entwässert, abgetorft, bebaut oder landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt. Diese Moore gelten als „tot“. Durch die tiefgründige Entwässerung können die typischen torfbildenden Pflanzen und damit auch das Moor nicht mehr wachsen.
  • So sind weltweit zwar „nur“ 3 Prozent der weltweiten Landfläche mit Mooren bedeckt, in ihnen sind jedoch 25 Prozent des terrestrischen Kohlenstoffs gebunden. Bei der Entwässerung und der damit einhergehenden Durchlüftung des Torfkörpers oxidiert dieser und gelangt als Kohlendioxid (CO²) in die Atmosphäre. In Deutschland stammen über 40 Mio. Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase aus Mooren. Das sind rund 5 Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands. Nach den energiebedingten Emissionen stellen sie damit die zweitgrößte Einzelquelle dar. Hauptverursacher ist die Landwirtschaft. Über 30 Prozent der Emissionen aus diesem Sektor stammt aus der nicht nachhaltigen Bewirtschaftung von Moorböden.
  • In Mooren lagert doppelt soviel Kohlenstoff wie in allen Wäldern der Welt. In einer 15 cm mächtigen Torfschicht in Deutschland befindet sich auf gleicher Fläche etwa soviel Kohlenstoff wie in einem 100-jährigen Wald. Geht in einem Moor die Torfmächtigkeit um einen Meter zurück, müsste zum Ausgleich also das Sechsfache an Fläche aufgeforstet und 100 Jahre ungestört wachsen gelassen werden.
Moorfrösche bei der Paarung • NABU / K.Kargo

Probleme

  • Einzigartiger Lebensraum verschwindet mit vielen seltenen und spezialisierten Arten
  • Ein wichtiger Wasserspeicher als Filter und Rückhalt steht nicht mehr zur Verfügung – Moore sind die Nieren der Landschaft.
  • Ausstoß von sog. klimaschädlichen Treibhausgasen
  • Selbst die 5 Prozent naturnahen Moorgebiete können trotz Naturschutz nicht als gesichert gelten, da die großräumig wirkenden Eingriffe in den Landschaftswasserhaushalt und der Eintrag von Nährstoffen aus der Landwirtschaft auch sie weiterhin stark beeinträchtigen.
  • Sichtbarster Auswuchs für die ungebremste Moor­zerstörung ist die anhaltende Verwendung von Torf als Hauptbestandteil in Garten- und Blumenerden.

Lösungen und Schutzmaßnahmen

  • Schutz der naturnahen Moorgebiete
  • Wiedervernässungsmaßnahmen bei ausgetrockneten Mooren. Sie müssen durch ein sorgfältiges Wasserstandsmanagement begleitet werden, um schädliche Methanemissionen zu minimieren. Ebenso ist es erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, die eine zeitnahe Ansiedlung moortypischer Pflanzengesellschaften ermöglichen. Sehr viel Aufwand und Arbeit…
NABU / J.O. Keppler

NABU-Aktivitäten

  • Für den NABU ist der Moorschutz seit seiner Gründung ein wichtiger Schwerpunkt seines Engagements für den Erhalt der Lebensräume gefährdeter Arten. Schon 1911 wurden zum Erhalt dieses bedrohten Biotops erste Moorflächen am Federsee (Baden-Württemberg) gekauft: lange bevor es Naturschutzgesetze gab. Dazu kommen diverse Wiedervernässungsmaßnahmen, die bis heute anhalten.
  • Ein anderes Beispiel ist das Theikenmeer in Niedersachsen, das 1977 durch aktive Arbeit der NABU-Gruppe vor Ort nicht ausgetrocknet ist. Über viele Jahre wurden im Anschluss angrenzende Moorflächen gekauft. Ab dem Jahr 2009 konnte mit großflächigen Wiedervernässungen begonnen werden. 
  • Neben vielen anderen Projekten ist das Große Torfmoor in Nordrhein-Westfalen ein weiteres Beispiel. Auch hier engagiert sich der NABU seit vielen Jahren. Heute stellt dieses 500 Hektar große Schutzgebiet eines der wertvollsten Moore in diesem Bundesland dar.
  • Im Gartenbau kann man den fossilen Rohstoff Torf durch Substitute wie Komposterden, Rindenhumus, Holz- oder Kokosfasern zu großen Teilen ersetzen. Insgesamt werden in Deutschland jährlich zwischen 9 und 10 Mio. m³ Torfprodukte produziert. Über 56 Prozent der Torfprodukte finden im Erwerbsgartenbau Verwendung, mehr als ein Drittel wird von privaten Gartenbesitzern verbraucht. Hierzu hat der NABU die Aktion „torffrei Gärtnern“ ins Leben gerufen. Eine Aktion, um das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Denn es reicht nicht, nur den Torfabbau in Deutschland zu stoppen, wenn zeitgleich immer mehr dieses fossilen Rohstoffes z. B. aus dem Baltikum importiert wird. Es muss der Verbrauch deutlich reduziert werden. Sonst verlagern bzw. exportieren wir unseren ökologischen Fußabdruck lediglich ins Ausland.
Illustration: S. Gendera

NABU | 1.1 Moorschutz
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