Die Motorradstaffeln der Johanniter sind in ganz Deutschland unterwegs, um z. B. im Stau Autofahrende mit Wasser zu versorgen. Foto: Michael Burke

Hintergründe

Die Motorradstaffel der Johanniter ist eine Sondereinheit des Bevölkerungsschutzes, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, unsere Straßen sicherer zu machen. Dabei decken sie die unterschiedlichsten Einsatzgebiete wie Großveranstaltungen, Kirchentage, G8-Gipfel, Biker-Treffen, Motorradgottesdienste aber auch Staus ab. Die Staffel wird in Deutschland witterungsbedingt nur in der Motorradsaison, also von April bis Ende Oktober, eingesetzt. Durch den Einsatz von Motorrädern können die Johanniter im Ernstfall flexibler agieren und auch auf schmalen Straßen oder bei dichtem Verkehr schnell ans Ziel gelangen. 

Aufgaben

Zu den Aufgaben der Motorradstaffel gehört es, die Erstversorgung verletzter Personen sicherzustellen und bei der Versorgung betroffener Autofahrender, insbesondere bei langen Staus, zu helfen. Als First Responder und Stauhelfer*innen helfen sie zudem, Stauursachen zu beseitigen, den Verkehr umzuleiten, Unfallorte korrekt abzusichern und eine Lagemeldung für die Rettungsleitstelle abzusetzen. Hier ist vor allem die Versorgung mit Wasser wichtig, da gerade im Sommer viele Autofahrende nicht genügend Wasser im Auto haben, um stundenlang in einem aufgeheizten PKW auszuharren. Außerdem stellen die Stauhelfer*innen sicher, dass eine Rettungsgasse gebildet wird, damit Polizei, Rettungswagen und Pannenhilfe schnell und ungehindert am Ort des Geschehens eintreffen und helfen können. Während der Hauptreisezeiten wie z.B. in den Sommerferien unterstützt die Motoradstaffel den zuständigen Rettungsdienst für den Autobahnbereich. An Wochenenden und Feiertagen erfolgt auf verkehrsreichen Motorradstrecken oft gemeinsam mit den Motorradstaffeln der Polizei ein aktiver Dienst, um hier für eine erhöhte Sicherheit zu sorgen. In diesem Zusammenhang werden entsprechende Streckenabschnitte als Streife befahren, und die Einsatzmotorräder dienen der Leitstelle und der Polizei als Ansprechpartner. 

Gemeinsam mit den Kräften der Hundestaffel kann ein Einsatz mit geländegängigen Motorrädern (Enduros) erfolgen. Diese sind auch auf schlechten oder schmalen Wegen einsetzbar, sowohl als Kradmelder aber auch zur Versorgung von vermissten oder verletzten Personen. Für nachrückende Kräfte kann mit Hilfe von Motorrädern eine Erkundung des Geländes und der Einsatz als Lotse erfolgen.

Auf Veranstaltungen wie Biker-Treffen und Messen stehen die Mitglieder der Motorradstaffel als Ansprechpartner*innen für Erste Hilfe und Fragen zum richtigen Verhalten bei Motorradunfällen zur Verfügung. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Erste-Hilfe-Ausbildung der Johanniter-Unfall-Hilfe können entsprechende, spezifische Ausbildungen angeboten werden.

Die Johanniter-Motorradstaffel aus Hessen, Foto: Michael Burke

Voraussetzungen

Die Mitglieder der Motorradstaffel sind ausgebildete Rettungshelfer*innen, Rettungssanitäter*innen, Rettungsassistent*innen, Notärzte oder Notärztinnen. Sie absolvieren jedes Jahr vor Saisonbeginn ein Fahrsicherheitstraining und eine 30-stündige Fortbildung für Rettungsdienstmitarbeiter*innen. Zudem wird ein jährliches Fahrtraining mit den Einsatzmotorrädern angeboten. Regelmäßige interne theoretische und praktische Fahr- und Fortbildungen werden innerhalb der Staffel organisiert und durchgeführt. Um sich ehrenamtlich in der Motorradstaffel zu engagieren, muss man das 30. Lebensjahr abgeschlossen haben und seit mindestens fünf Jahren im Besitz des Motorradführerscheins sein. Zudem müssen die Mitglieder wie alle Ehrenamtlichen verantwortungsbewusst, zuverlässig und teamfähig sein. 

Finanzierung

Die Motoradstaffel ist rein ehrenamtlich und wird deshalb durch Spenden finanziert.

Herausforderungen

Eine besondere Herausforderung ist es immer wieder, einige Autofahrende dazu zu bewegen, eine Rettungsgasse zu bilden, durch die die Einsatzkräfte fahren können. 

Oft treffen die Einsatzmotorräder als Erstes an einer Einsatzstelle ein. Hier müssen auch mit der begrenzten Ausrüstung mehrere komplexe Aufgaben gleichzeitig bis zum Eintreffen weiterer Kräfte übernommen werden: Absicherung, Lagemeldung, Sichtung, Erstversorgung.

Leistungen und Erfolge

  • Die Motorradstaffel der Johanniter-Unfall-Hilfe Regionalverband Mittelhessen deckt im Zuständigkeitsbereich der Rettungsleitstellen Gießen, Marburg-Biedenkopf und Vogelsberg ein Gebiet ab, zu dem auch Abschnitte der Autobahnen BAB 5, BAB 45, BAB 49 und zahlreiche Bundesstraßen gehören. Weiter befinden sich im Einsatzgebiet mehrere bekannte Motorradstrecken wie der Schottenring, der Kellerwald mit Edersee und das Marburger Hinterland.
  • In Brandenburg an der Havel ist die Motoradstaffel seit 2007 im Einsatz, um auf den Autobahnen A2, A9 und A10 schnell Erste Hilfe zu leisten.

Schon gewusst?

In der Motorradschutzkleidung kann es schnell bis zu 38 Grad warm werden.

Um im Ernstfall Kinder trösten zu können, haben die Johanniter neben der Erste-Hilfe-Ausrüstung auch Kinderpflaster, Spielzeug und einen Teddy dabei.

Illustration: S.Gendera
Johanniter | 3.6 Motorradstaffel
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