Vogelbeobachtung im Garten, NABU / P.d.Santos

Hintergrund

  • Eine der ersten und heute immer noch maßgeblichen Definitionen des Begriffs von Irwin (1995) beschreibt Citizen Science als Wissenschaft, die sich an den Bedürfnissen und Sorgen der Bürger orientiert, aber auch von diesen entwickelt und umgesetzt wird. Citizen Science stellt damit eine wichtige Komponente zivilgesellschaftlichen Engagements dar.
NABU / F.Paulin

NABU-Aktivitäten

  • Durch das Erheben und Sammeln naturkundlicher Daten leisten NABU-Mitglieder einen substantiellen Beitrag zum flächendeckenden Umweltmonitoring, zu dem Deutschland bzw. die EU-Mitgliedsstaaten über das Bundesnaturschutzgesetz sowie die EU-Vogelschutz- und FFH-Richtlinie rechtlich verpflichtet sind. Viele staatliche Artenerfassungsprogramme wären ohne zivilgesellschaftliches Engagement nicht entstanden und würden ohne die entsprechende Bereitstellung der erhobenen Daten bis heute keine umfassenden Datengrundlagen zum Zustand von Natur und Umwelt beinhalten. NABU-Mitglieder und viele andere Freiwillige nehmen daher in erheblichem Umfang staatliche Aufgaben wahr, ohne hierfür eine finanzielle Entschädigung oder Kompensation zu bekommen.

Beispiele

  • SdG/SdW: Vögel beobachten, an einer bundesweiten Aktion teilnehmen, dabei tolle Preise gewinnen und die Kenntnisse über unsere Vogelwelt steigern und unerwartete Trends zu Vogelarten im Siedlungsraum aufdecken! All das vereint die „Stunde der Wintervögel“ und „Stunde der Gartenvögel“. Naturfreunde sind aufgerufen, eine Stunde lang Vögel im Garten, Park und vom Balkon aus zu beobachten, zu zählen und dem NABU zu melden.
     > Die „Stunde der Wintervögel“, die am ersten Januarwochende (inkl. Freitag bis Sonntag) jährlich seit 2011 durchgeführt wird, ist die größte Citizen-Science-Aktion in Deutschland. Im Januar 2019 beteiligten sich über 137.700 Personen an der Vogelzählung. 
    > Nach 15 Jahren „Stunde der Gartenvögel“ und 8 Jahren „Stunde der Wintervögel“ konnten die NABU-Ornitholgen die erhobenen Daten miteinander vergleichen und interessante Auswertungen zu den Beständen der Siedlungsvögel vornehmen. U.a. fanden sie heraus, dass durchschnittlich 40 Wintervögel pro Garten in Deutschland gezählt werden. Und durchschnittlich werden 35 Vögel pro Garten bei der „Stunde der Gartenvögel“ gezählt. Mehlschwalbe und Mauersegler sind die großen Verlierer unter den Vögeln im besiedelten Gebiet: Die Mehlschwalbe nahm um 4,7 Prozent und der Mauersegler sogar um 6,7 Prozent seit 2006 bundesweit ab. Das lässt sich mit dem Mangel an Brutmöglichkeiten an Gebäuden und dem Rückgang an Fluginsekten, besonders in Gewässernähe durch den Einsetz von Pestiziden, erklären. Besonders überraschend sind die Auswertungen zur „Stunde der Gartenvögel“ zum Haussperling: Der Spatzenbestand hat sich zwar seit den 1950er Jahren in Deutschland erholt und der Vogel steht nicht mehr auf der Vorwarnliste, dennoch hat er es in einigen deutschen Städten schwer. In Berlin geht der Haussperling durchschnittlich um 1,5 Prozent, in Potsdam um 3,7 Prozent in Frankfurt (Oder) um 1,3 Prozent, in Braunschweig sogar um 8,3 Prozent, in Wolfsburg um 1,8 Prozent, in Salzgitter um 8,7 Prozent, in Magdeburg um 1,6 Prozent, in Leipzig um 2,3 Prozent, in Ansbach um 1,5 Prozent, in Rostock um 1,1 Prozent, in Kiel um 7,7 Prozent, in Neumünster um 1,6 Prozent zurück.  
  • Mitmachen, so einfach geht es: Vögel zählen, notieren und dem NABU melden. Bei der „Stunde der Wintervögel“ und der „Stunde der Gartenvögel“, die jedes Jahr am zweiten Mai-Wochenende stattfindet, gilt das Prinzip der Forschung für jeden: Je mehr Menschen ihre Vogelbeobachtungen zusammentragen, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse, die wichtige Daten über den Zustand der Umwelt, den Klimawandel und die Entwicklung der Artenvielfalt liefern können. In den vergangenen Jahren ist auf diese Weise eine enorme Datenmenge zusammengekommen. Zählen Sie eine Stunde lang Vögel – egal ob im Garten, vom Balkon aus oder im benachbarten Park. Notieren Sie die höchste Anzahl von jeder Art, die Sie gleichzeitig sehen. So werden Vögel, die wegflattern und wiederkommen, nicht doppelt gezählt. Bei der letzten Vogelzählung im Mai haben sich über 56.800 Vogelfreunde beteiligt. 
  • Insektensommer/Zählen, was zählt. Beobachten Sie das Summen und Brummen in Ihrer Umgebung und werden Sie Teil unserer bundesweiten Meldeaktion für Insekten. Sie findet seit 2018 zweimal im Sommer (Juni und August) statt. Das Besondere: Im Gegensatz zu anderen Studien dürfen die Menschen alle Insekten beim NABU melden, die sie erkennen. Auch in unterschiedlichen Entwicklungsstadien (z. B. Ei, Raupe, Puppe) können die Insekten dokumentiert werden. Es gibt bisher in Deutschland keine flächendeckenden Daten zu den Vorkommen und Verbreitungen der unterschiedlichen Insektenarten. Der Insektensommer als große Mitmachaktion des NABU versucht deshalb sukzessive diese Datenlücke zu schließen. Gleichzeitig sollen durch die aktive Teilnahme an diesem Projekt die Menschen in Bezug auf die Tiergruppe Insekten sensibilisiert werden. Durch das Beobachten und Zählen der Tiere werden Naturerfahrungen gestärkt und die Menschen angespornt, sich mehr mit Insekten zu beschäftigen. Durch diese Form der Naturbeobachtung erlernen sie Grund- und Fachwissen zu den Tieren. Bedeutung und Zusammenhänge bei Insekten können so Schritt für Schritt besser verstanden werden, so dass sich die Menschen durch die Teilnahme an diesem wissenschaftlichen Projekt auch emanzipieren in Bezug auf den Insektenschutz. 
  • Beim ersten Insektensommer haben 18.067 Teilnehmerinnen und -nehmer mitgemacht und zusammen fast 8.000 Meldungen in ganz Deutschland von Insekten gesammelt.
„Stunde der Gartenvögel“: Vogelbeobachtung, NABU / S.Hennigs
NABU / F.Fender
Illustration: S. Gendera
NABU | 3.3 Citizen Science
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