IDEE UND FORTFÜHRUNG
Dieses innovative Projekt ist der Beginn eines wahrgewordenen Traums. Top motivierte und engagierte Mitarbeiter von Wesser sollen in einer erstaunlichen, atemberaubenden armenischen Natur zusammenkommen, um mit Einheimischen mit vereinten Kräften für den Naturschutz zu wirken. Jeder kann etwas bewegen – und noch mehr zusammen… das haben wir alle in Tatev gespürt: Flügel der Veränderung! 🙂

Wir wollen aber nicht nur einmal einen BarevTrail zusammen errichten, sondern eine langfristige Zusammenarbeit mit Bedeutung realisieren. Aus diesem Grund wird dieses Projekt in vier verschiedenen armenischen Naturschutzregionen über vier Jahre lang laufen. Gemeinsam wollen wir 5-7 Lern- und Wanderwege mit allen nötigen Infrastrukturen errichten, den Ökotourismus stetig ankurbeln, um dadurch die Mensch-Umwelt-Interaktion zu fördern und schlussendlich tatkräftig damit zum Naturschutz beizutragen. Sehr wichtig ist, dass jeder Teilnehmer ein Botschafter des Projekts ist und auch nach dem Einsatz in Armenien bedeutend an der positiven Beeinflussung des Ökotourismus mitwirken kann: durch Mund-zu-Mund-Erzählungen, Organisieren von Events, Vorträgen, Social Media usw.

Mit diesem Projekt können wir unseren Mitarbeitern einen großen Mehrwert bieten. Wir erleben gemeinsam, wie es sich anfühlt, vor Ort anzupacken und unserem professionellen Partner, dem WWF Armenien, unter die Arme zu greifen. So können wir zusammen nicht nur finanziell, sondern auch durch unsere Power, mit unseren Fähigkeiten, unserem Willen und vor allem mit vielen Emotionen etwas bewirken, was erkennbare Spuren hinterlässt.

PROJEKTIMPLEMENTIERUNG
„Digging holes is my thing, showing earth who is boss!“ – Unter diesem Motto rückten wir dem unberührten Wanderweg zu Leibe. Mit Spitzhacke, Spaten, Schaufel und allen erdenklichen Werkzeugen gruben wir Löcher für Infotafeln und Wegweiser, schnitten den Weg frei und befreiten ihn von potenziellen Gefahrenquellen wie losem Geröll. An besonders steilen Abschnitten legten wir Stufen an, um den Auf- und Abstieg zu erleichtern. Um den Fluss zu überqueren, legten wir gar eine neue Brücke an. Die Arbeit war in gleichem Maße körperlich anstrengend wie befriedigend. Tag für Tag waren die erstaunlichen Veränderungen und Fortschritte gut erkennbar.

DER WANDERWEG
Der Wanderweg erstreckt sich über eine Länge von 4,5 km. Nach einem kurzen Gang entlang einer unbefestigten Straße geht es schnell bergab. Nichts für Angsthasen, denn giftige Schlangen sind genauso potenzielle Gefahrenquellen wie schmale Pässe an steilen Abhängen. Nach 600 Höhenmetern gelangt man an einen kleinen, aber wilden und reißenden Fluss, der umringt ist von verschiedenen Baumarten. Wahre Wildnis säumt den Weg und schrillende Vögel ertönen aus dem Dickicht. Eine Oase des Abschaltens, bevor man am Zielort ankommt, der „Devils Bridge“.

PROJEKTHINTERGRUND
Der primäre Gedanke bei einem Nationalpark ist sicherlich der Schutz der Natur. Der Großteil der Fläche steht unter strengem Schutz, nur Forschung ist erlaubt. Dennoch geht der großflächige Naturschutz nicht ohne den Menschen. Neben der ökologischen Nachhaltigkeit zählt auch die kulturelle und ökonomische Nachhaltigkeit, das ist der Weg zur gesunden Regionalentwicklung.

Der Tourismus nimmt hier eine entscheidende Rolle ein. Auf kultureller Ebene ist er brisant, Konflikte können entstehen. Durch Partizipation der Lokalbevölkerung und durch Sensibilisierung der Touristen kann dem allerdings vorgebeugt werden. Diese Maßnahmen zählen zum Management eines Nationalparks.

Auf ökonomischer Ebene ist der Tourismus wichtig, weil nicht nur Arbeitsplätze im Tourismussektor entstehen, sondern durch das zusätzliche Geld der Wirtschaftskreislauf gestärkt wird. Dadurch wird eine Alternative zur ressourcenorientierten Ausbeutung der Region geschaffen und zum Schutz des Ökosystems beigetragen. Damit die Touristen ins Land kommen, braucht es attraktive Wanderwege und eine tolle Darstellung dessen…

ÖKOLOGIE
Der Kaukasus erstreckt sich durch den Süden Armeniens und zählt zu den 35 Biodiversitäts-Hotspots der Welt. Der Tatev-Nationalpark umfasst zwar nur einen kleinen Teil des Kaukasus, gehört allerdings zu einer globalen Strategie zum Erhalt der Artenvielfalt. Die Hotspots zeichnen sich vor allem durch den hohen Anteil an endemischen (nur in begrenzten Gebieten vorkommend) Arten aus. Obwohl die Gesamtfläche aller Hotspots nur 2,3% der Welt beträgt, beherbergen sie über 50% aller endemischen Pflanzenarten und 43% aller endemischen Säugetierarten. Neben dem Grad der Unersetzbarkeit sind die Hotspots extrem bedroht. Eine Region wird nur dann zum Hotspot gezählt, wenn bereits mehr als 70% der ursprünglichen Habitate verloren ist.

Allein in der Region existieren 821 verschiedene Pflanzenarten, 146 Vogel- und 57 Säugetierarten. Als Besonderheiten gelten die Leoparden, Braunbären und eurasischen Luchse.

KULTUR
Alleine dass wir MitstreiterInnen aus sechs verschiedenen Nationen dabei hatten, bedeutete einen starken kulturellen Austausch. Ob ein nicht zu verstehender schottischer Akzent, eine schweizerische Coolness, armenischer Stolz oder deutscher Enthusiasmus, alles trug zur Belustigung, zum Interesse oder zur Neugier bei. Deutsche, britische und armenische Songs am Lagerfeuer waren dabei sicherlich der Höhepunkt am Abend.

Ein intensiver kultureller Kontakt entsteht immer über die Küche – und die ist fantastisch in Armenien. Ob in Jerewan oder im Camp, das Essen war besonders lecker. Besondere Eigenheit dabei: niemals zu wenig!

Armenien gehört zu den ältesten christlichen Gemeinden der Welt. Das findet in den vielen Kirchen und Klöstern seinen Ausdruck. Das eindrucksvollste dabei ist sicherlich das Kloster direkt in Tatev in atemberaubender Kulisse.

Von besonderer Bedeutung ist der Berg Ararat (5.137 m), der bei guten Verhältnissen aus allen Teilen des Landes zu sehen ist. Im Unterschied zu vielen Bergmassiven ragt er aus dem Tal heraus und spendet so einen denkwürdigen und für die Armenier heiligen Anblick. Viele Lebens- und Genussmittel sind mit dem Namen des Berges verbunden, so auch ein sehr guter und leckerer Cognac. Die Trink- und Braugewohnheiten sollten uns also auch nicht verborgen bleiben. Neben dem Genuss des Cognacs besuchten wir auch eine kleine Vodka-Brennerei im Dorf. Prost!

CAMPS
„How far are the camps apart?“ Answer: „Only 100 meters“ …Dass wir dann doch 10 Minuten von Camp B bzw. 15 Minuten von Camp C ins Basecamp liefen und wir zum Essen und Schlafen getrennt waren, stieß nicht sofort auf Begeisterung.

Jedoch bot erst dies die Möglichkeit, sich gegenseitig und die Einheimischen besser kennenzulernen, in deren Gärten die insgesamt 10 Zelte aufgeschlagen worden waren. Die warme Gastfreundschaft im Camp und der unfassbare Ausblick auf die schneebedeckten Berge am Morgen, entschädigten bald für den längeren Fußmarsch zum Basecamp. Selbst einige Zimmer im Haus standen für die ein oder andere Frostbeule zur Verfügung.Die Abende wurden mit selbstgemachtem Wein am Lagerfeuer verbracht und einige Freundschaften durch „Werwölfeln“ beendet.

EMOTIONEN
Gemeinsam arbeiten 32 Menschen an einem Projekt. Durch dieses Bestreben entsteht eine Verbundenheit, die lange zu halten verspricht.

Nach langer und anstrengender Reise wird die Anspannung immer größer, jeder will sein Bestes geben. Aufgeteilt in 4er-Gruppen erledigt jeder seine Aufgabe für sich und ist doch Teil eines Größeren. So vergehen die Arbeitstage und je mehr Arbeit erledigt ist, desto mehr Stolz verbreitet sich bei jedem Einzelnen.

Die verschiedenen, interessanten Lebens­geschichten bringen noch mehr Farbe in die Truppe, als ohnehin schon vorhanden ist. Uns verbindet jetzt etwas! Einen Tag früher als geplant, können wir unsere Arbeit niederlegen und das Ergebnis so richtig genießen. Am letzten Abend im Camp ist die Verbundenheit, die Nähe nicht in Worte zu fassen. Liebevoller Umgang und Offenheit untereinander lassen sämtliche Anspannung fallen. Schnell wird klar, wir sind alle eins, ganz egal aus welchem Land, ungeachtet welchen Alters oder sonstiger Kategorien. Es wird emotional, das Lagerfeuer trägt seinen Teil dazu bei und einige Tränen fließen. Weniger aus Trauer, diese Menschen wieder verlassen zu müssen, sondern eher aus dem einfachen Grund, dass sich eine große Familie gefunden hat, die einander Halt gibt und verständnisvollen Umgang zeigt. Die Reise hat viele, sehr spezielle Menschen zusammengebracht, die sich auf ihre ganz eigene Art und Weise entfalten konnten. Zusammen haben wir einen Samen in die Zukunft getragen. Das macht diese Reise so besonders.

DANKSAGUNG
Wir möchten uns persönlich bei der Wesser Foundation für die Realisierung und Weiterführung des Projektes von ganzem Herzen bedanken – wir leisten gemeinsam etwas, das einen sehr positiven Einfluss hat, viele Menschen glücklich macht und positive Veränderung mit sich bringt!

Armenien – Projektimplementierung im Tatev-Nationalpark