Foto: Marcus Bosch
Wir sind dann mal fast weg
Noch 1950 war der Wanderfalke mit etwa 900 Brutpaaren in ganz Deutschland verbreitet. 30 Jahre später waren es nur noch 60 Paare – in West-, Nord- und Ostdeutschland war er schon ausgerottet. Ein Hauptgrund: Pestizide ließen Fruchtbarkeit und Bruterfolg stark sinken. Die verbliebenen Gelege und Jungfalken wurden oft illegal ausgehorstet, um – von Hand aufgezogen – mit hohem Gewinn als Beizvögel verkauft zu werden. Altvögel wie Bruten bedrohte zudem ständig die anhaltende Verfolgung durch Taubenzüchter.
Der Wanderfalke ist das schnellste Tier der Welt – im Sturzflug erreicht er Geschwindigkeiten von bis zu 400 km/h. Er kreist einige Hundert Meter über der Erde. Dann setzt er zum Spurt an, nimmt in der Luft mit seinen kurzen, kräftigen Flügeln sehr lange und kräftig Anlauf – und stürzt sich mit einer Supergeschwindigkeit abwärts. Dabei klappt der Wanderfalke die Flügel an den Körper und entwickelt er ein rasendes Tempo. Sein Körper hat eine Tropfenform. Die Luft strömt an seinem Körper ohne großen Widerstand vorbei. Wanderfalken flitzen nicht zum Spaß durch die Luft. Sie nutzen ihr Supertempo, um an Futter zu kommen. Bei der Jagd nach Beute, beispielsweise Tauben, ist die hohe Geschwindigkeit ein Vorteil. Sie sorgt für einen Überraschungseffekt.
Das Aus für den Wanderfalken schien unmittelbar bevorzustehen… erst in letzter Minute gelang die Trendwende. Die kritischsten Umweltgifte DDT und Lindan wurden verboten.1982 startete der LBV zudem ein bayernweites Artenhilfsprogramm für den Wanderfalken. Das Ziel: den dramatischen Bestandsrückgang seit den 1960er Jahren zu stoppen. Mehr als 1.000 Freiwillige haben sich seither an Schutzmaßnahmen beteiligt. Teils rund um die Uhr Bewachung der Bruten machten illegale Verfolgung nahezu unmöglich. Der Einsatz war erfolgreich: Der Bestand des Wanderfalken hat sich seit 1982 verzehnfacht. Doch nach wie vor fallen Bruten und Altvögel illegaler Nachstellung durch Taubenzüchter zum Opfer. Und der Felsbrüter Wanderfalke konkurriert zunehmend mit einer wachsenden Zahl an Sportkletterern um die Nutzung der Felswände. Der LBV betreut daher nach wie vor Wanderkfalkenhorste, und schütz sie vor Störungen.