Mitte November 2018 sollte es endlich losgehen, zur lang angekündigten Magic-50-Reise des 50-jährigen Jubiläums der Firma Wesser. Im Jahr 1968 angefangen mit einer „Verwaltungsidee“, darf man man 2018 getrost von einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit für Hilfsorganisationen sprechen.
Die besten 50 Mitarbeiter qualifizierten sich durch starke Performance in einem Betrachtungszeitraum von 55 Wochen für diese außergewöhnliche Fortbildungsreise. Belohnung und Bildung waren das Leitmotto der Kenia-Reise.
Gestartet in Nairobi, fuhren wir „Safari“ durch die Weiten des Tsavo-Nationalparks (drittgrößter der Welt) und landeten schlussendlich im Arabuko-Sokoke-Wald an der Küste zum Indischen Ozean. Uns erwarteten Abenteuer, Hilfsbedürftigkeit, Projekteinblicke, Vorträge, Exkursionen, Fachgespräche, Sport, Elefanten, Strandleben, Wanderungen, Pflanzungen, Dankbarkeit, Spaß und ein Konzert. Diese Emotionen sind durch nichts besser auszudrücken als durch Bilder…
Der erste Tag führt uns durch Kibera, dem größten Slum Afrikas und einem der größten der Welt. In Nairobi wohnen 2,5 Millionen Menschen in einer informellen Siedlungssituation. Sie stecken in unklaren rechtlichen Wohnverhältnissen, da die Siedlungen illegal gebaut werden. De facto besitzen sie ihre Wellblechhütten nicht. In Begleitung von Militäreinheiten bahnten wir uns in unseren Bussen einen Weg durch Kibera. Nur vereinzelt durften wir aussteigen. Geführt werden wir von einer Mitarbeiterin des NABU, die selbst lange Zeit im Slum Unterstützungsarbeit geleistet hat. Hier konnte man die Ausmaße an Plastikflut und Entsorgungsproblemen bestens erkennen. Neben dem Erleben von unfassbaren Eindrücken, steuerten wir ein Hilfsprojekt zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse an und hörten einen Vortrag dazu an.
Der Tsavo-Nationalpark ist das größte Schutzgebiet Kenias, ein Meer an üppiger Landschaft und artenreicher Tierwelt. Er existiert seit 1948 und wurde zum Zwecke des Elefantenschutzes eingerichtet. In der Trockenzeit ist der Tsavo eine fast wasserlose Wildnis. Es erstrecken sich kilometerweit mit vielen Dornen bestückte Sträucher und Bäume und an jeder Ecke lauert Gefahr. Es ist ein Land von sengender Hitze und ausgedörrter roter Erde. An Landwirtschaft ist hier kaum zu denken. Gerade einmal 20 Prozent der Fläche in Kenia ist landwirtschaftlich nutzbar, Tsavo gehört nicht dazu. Genau das machte Tsavo interessant für den Naturschutz.
Eine der häufigsten Tierarten in Afrika sind die Paviane. In einer Gruppe von Pavianen sind mehrere Alpha-Tiere und sie agieren immer sehr turbulent. Also ähnlich den Wesser-Werbern. Hier sind unsere Standzeiten besonders hoch 🙂
Dass Elefanten die Wege direkt vor einem kreuzen, ist absolut beeindruckend. Wir stoppten das Auto fast alle 500 Meter für eine weitere Tierbeobachtung! Zusammen mit den Flussauen und den Sumpfgebieten ist der Park ein Paradies für die Tierwelt. Hier leben Elefanten, Löwen, Geparde, Leoparden, Büffel, Flusspferde, zehn verschiedene Antilopenarten, Giraffen, Zebras und vieles mehr.
Jedes Jahr gelangen zirka hundert kleine Elefanten in die vier Waisenhäuser des „David Sheldrick Wildlife Trust“. Manche verlieren ihre Herde durch einen Verkehrsunfall, andere weil sie im Schlamm stecken bleiben. Eine dramatische Vorstellung. Der Hauptgrund ist allerdings immer noch auf die illegale Wilderei zurück zu führen. Ganze 80 Prozent der Tiere werden aufgegriffen, weil ihre Mutter erschossen wurde. Die Gier nach Elfenbein ist nach wie vor sehr groß.
Im Waisenhaus bekommen sie von den Pflegern die Milchflasche – pro Mahlzeit drei bis sechs Liter Milch. Um die Milch der Elefanten nachzuahmen, mischt man Kuh-, Ziegen- und Schafsmilch zusammen. Erst ab einem Alter von acht Jahren beginnt man mit der Auswilderung. So wohl sich die Elefanten auch im Waisenhaus fühlen, ist es das Ziel, dass sie ihr “echtes” Leben wieder zurück erhalten. Zum Teil dauert es aber mehrere Jahre, bis sie von einer Herde wilder Elefanten wieder aufgenommen werden. Manchmal kommen sie nach den Versuchen direkt am Abend wieder zurück ins Waisenhaus, zum Teil nach mehreren Tagen. Sollte es allerdings mit der Auswilderung gutgehen, ist das das Schönste für die Tierpfleger. So sehr diese die Elefanten lieben, nichts geht über die romantische Vorstellung, dass die Waisen eine neue Familie gefunden haben.
Der NABU hatte uns zum 50-jährigen Firmenjubiläum 200 Mangroven geschenkt, die wir im Mida Creek einpflanzen durften. In der Nähe davon war eine Baumschule entstanden, die für den Arabuko-Sokoke-Wald verschiedene Baumarten zur Schließung von Lücken im Ökosystem züchtet. Darunter auch die Mangroven-Bäume, die notwendig sind, damit die Sedimente nicht zurück ins Meer geschwemmt werden. Es sollte sich jeder von uns mit der Pflanzung von drei bis vier Mangroven in Kenia verewigen.
Empfangen wurden wir von den weiblichen Anwohnern der heimischen Siedlung. Nach einem kleinen Spaziergang durch das Flachwasser erreichen wir die Pflanzungsstelle. Vielen machte es sichtlich Spaß und sie sind stolz, daran teilnehmen zu können.
Neben den vielen Exkursionen, den interessanten Vorträgen und der körperlichen Arbeit, hatten wir außerdem Zeit für viele verschiedene Aktivitäten. Im Mountain-Rafting schlugen nicht nur die Wellen, sondern auch die Herzen höher. Die Klippen waren für die meisten mit einem Sprung überwindbar. Wasserball, Volleyball und Fußball sollten auch nicht zu kurz kommen. Zu guter Letzt war es natürlich traumhaft, im Indischen Ozean zu baden. Auf Wiedersehen, schönes wildes Kenia!
Autor: Patrick Löst